Solange durch die beschriebenen Bandscheibenveränderungen keine neurologischen Probleme ausgelöst werden, sollten im Vorfeld nichtoperative (konservative) Therapiemaßnahmen eingesetzt werden in Begleitung regelmäßiger ärztlicher Kontrollen. Zu diesen konservativen Maßnahmen zählen neben einer angepaßten medikamentösen Schmerztherapie auch die Durchführung einer krankengymnastischen Übungsbehandlung.
Die Empfehlung zu einer teilversteifenden Wirbelsäulenoperation ergeben sich in diesem Zusammenhang durch folgende Punkte:
I. Unveränderte Rückenschmerzen über 3 Monate ohne neurologische Begleiterscheinungen bei nachge- gewiesenen Bandscheibenveränderungen
II. Ausbleibender Behandlungserfolg durch konservative Therapiemaßnahmen.
Ziel der von uns empfohlenen Operation ist es, dass erkrankte Bandscheibenfach durch ein neuentwickeltes Bandscheibenimplantat zu ersetzen. Hierbei soll zum einen das ursprüngliche Wirbelsäulenprofil, zum anderen die Stabilität des betroffenen Wirbelsegmentes durch eine Teilversteifung wiederhergestellt werden. Grundvoraussetzung für eine derartige Therapie ist jedoch die weitestgehende Intaktheit der übrigen Wirbelsegmente zum Zeitpunkt der geplanten Operation, da dies den Erfolg dieses Verfahrens wesentlich beeinflusst.
Therapeutische Alternativen in der operativen Behandlung entsprechender Wirbelsäulenveränderungen sind derzeit durch 3 Verfahren gegeben:
1. Bewegliche Bandscheibenprothese
2. Starre Bandscheibenplatzhalter
3. Künstliche Bandscheibe (Nukleusprothese)
Es muss an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass derzeit kein Behandlungsverfahren existiert, welches ein Fortschreiten verschleißbedingter Veränderungen in anderen Abschnitten der Wirbelsäule unter Garantie verhindert.
Erfahrungen mit der Einbringung von Bandscheibenersatzimplantaten existieren bereits seit ca. 20 Jahren.
In der Zusammenarbeit mit Prof. Dr. med. Arnold (Chefarzt des Zentrums für Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Zentralklinikum Suhl) erfolgte durch die Firma ESKA-Implants GmbH & Co. die Entwicklung eines Bandscheibendübels, der neben seiner speziellen Metalloberflächenstruktur einen zentralen elastischen Silikonkern aufweist (Abb.3). Die Metalloberflächenstruktur des Implantates verfügt über eine große Standfläche mit hoher Festigkeit und sorgt für eine gesteigerte Implantatstabilität. Das Prinzip dieser Oberflächenstruktur findet seit mehreren Jahren in der Implantatchirurgie künstlicher Gelenke seine Anwendung und hat sich entsprechend bewährt. Der elastische zentrale Kern dieses neuentwickelten Bandscheibenimplantats besteht aus körperverträglichem Silikon, welches neben seiner Elastizität eine hohe Belastbarkeit aufweist. Die Implantateigenschaften wurden im Vorfeld hinsichtlich seiner Belastbarkeit und biomechanischen Eigenschaften umfassend im Labor für Biomechanik und Experimentelle Orthopädie des Klinikums Großhadern / München untersucht.
Grund für die Entwicklung eines derartigen Implantates war das Erreichen einer dynamischen Bandscheibenprothese mit hohen stabilisierenden Eigenschaften unter Verringerung der Nachteile bereits vorhandener Implantate. Zu diesen Nachteilen zählen unter anderem der enge Anwendungsbereich mobiler Bandscheibenprothesen als auch eine Verminderung der normalen Wirbelsegmenteigenschaften bei Anwendung starrer Bandscheibenplatzhalter. Hinsichtlich der Implantation künstlicher Bandscheiben (Nukleusprothese) sind aktuell noch keine Langzeitergebnisse vorhanden.
Das Einsetzen des Bandscheibendübels erfolgt über standardisierte operative Zugänge. In Abhängigkeit der Höhe des Bandscheibenfaches erfolgt der Zugang über eine linksseitige (Abb.4) oder in der vorderen Mittellinie zwischen Bauchnabel und Schambein gelegenen Schnittführung (Abb.5). Nach Darstellung des betroffenen Bandscheibenfaches kann mit einer speziellen Bohrfräse unter röntgenologischer Kontrolle gemäß der Implantatform das Implantatlager gefräßt werden. Die Implantatgröße ergibt sich in diesem Zusammenhang aus der vorliegenden Höhe des Bandscheibenfachs und der notwendigen Implantatlagerfräsung. Nach Festlegung der Implanttatlagergröße kann das entsprechende Bandscheibenimplantat ausgewählt und eingebracht werden. Durch eine besondere Metalloberflächenstruktur des Implantates kommt es zu einer unmittelbaren Verzahnung mit dem umgebenen Knochen. Röntgenologisch kann die optimale Plazierung des Implantates intraoperativ kontrolliert werden. Abschließend erfolgt die Einlage eines Wunddrainage sowie ein schichtweiser Wundverschluß. Je nach Bandscheibenfachhöhe werden ein Bandscheibendübel quer (L4/L5) bzw. 1 oder 2 Bandscheibendübel nebeneinander von vorn (L5/S1) eingesetzt (Abb.6).
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